Dein Warenkorb ist gerade leer!
„Sahra Wagenknecht empfiehlt Bitcoin – sogar bei Markus Lanz!“
Das war der Titel eines angeblichen YouTube-Clips, der meiner Mutter vor wenigen Tagen eingeblendet wurde. Das Video wirkte auf den ersten Blick absolut glaubwürdig: ein professioneller Zusammenschnitt aus einer Talkshow, mit gutem Ton und eingeblendeten Logos – und dann die Behauptung, Sahra Wagenknecht sei in ein revolutionäres Krypto-Projekt eingestiegen.
Wenige Stunden später erhielt sie sieben (!) Anrufe aus dem Ausland – Polen, Tschechien, UK. Die Anrufer gaben sich als seriöse „Krypto-Berater“ aus, wollten Zugriff auf ihren Computer und boten exklusive Einstiegsmöglichkeiten an. Natürlich nur gegen eine kleine Vorabzahlung oder durch die Installation einer „Handelsplattform“ – also Schadsoftware.
Und ich muss ehrlich sagen: Sogar ich bin kurz auf eine gefälschte Bild-Artikelanzeige reingefallen, die über Facebook Ads ausgespielt wurde. Sie war so gut gemacht, dass man im ersten Moment denkt: „Wow, was ist da los?“
❗Wichtig: Sahra Wagenknecht hat nichts mit diesen Betrugsmaschen zu tun!
Ihr Name – wie auch der vieler anderer bekannter Persönlichkeiten und Politkern wird von Betrügern missbräuchlich genutzt, um Vertrauen zu erschleichen. Die Politikerin selbst warnt seit Jahren vor genau solchen Methoden.
Was früher nach offensichtlichem Spam aussah, ist heute hochprofessionell gemacht. Die Betrüger investieren viel Mühe (und leider auch Geld) in gefälschte Werbeanzeigen, die in bekannten Plattformen wie YouTube, Instagram oder sogar auf Bild.de und Focus Online auftauchen – oft über Google Ads eingeschleust.
👉 Was du sehen könntest:
Ein angeblicher TV-Mitschnitt mit Markus Lanz, in dem eine bekannte Politikerin über ihr „Krypto-Engagement“ spricht.
Ein Bild.de-Artikel mit Headline wie: „Sahra Wagenknecht bricht ihr Schweigen – Millionen mit Bitcoin verdient“
Oder ein Instagram-Ad mit dem Text: „Diese Rentnerin wurde mit einer geheimen Krypto-Strategie in 6 Monaten reich“
Die Artikel und Videos wirken auf den ersten Blick glaubwürdig, weil sie bekannte Logos, Designs und sogar authentische O-Töne aus echten Sendungen verwenden. Oft sind es Deepfakes oder KI-generierte Werbeclips, die an echte Medienberichte erinnern – aber komplett gefälscht sind.
Wer auf eine solche Anzeige klickt oder sich neugierig registriert (oft mit nur Name und Telefonnummer), landet sofort in einem internationalen Callcenter-Netzwerk. Die Telefonnummer wird als „heißer Lead“ gespeichert – das heißt: Es wird angenommen, dass du grundsätzlich Interesse hast.
👉 Was dann passiert:
Du bekommst mehrfach am Tag Anrufe, teilweise mit ausländischen Vorwahlen wie +48 (Polen), +420 (Tschechien), +44 (Großbritannien).
Oder du wirst von gefälschten deutschen Festnetznummern kontaktiert – sogenanntes Caller ID Spoofing, damit du eher abhebst.
Die Stimme am Telefon wirkt freundlich, professionell und ruhig. Meistens sprechen die Anrufer gutes Deutsch mit leichtem Akzent. Sie geben sich als „Finanzberater“, „Investment-Experten“ oder „Kundenbetreuer“ aus.
👉 Die typischen Aussagen:
„Sie sind einer der Ersten, die exklusiv Zugang bekommen.“
„Wir begleiten Sie Schritt für Schritt bei Ihrer ersten Investition.“
„Heute noch einsteigen – morgen ist das Angebot weg.“
Hier wird gezielter psychologischer Druck aufgebaut: Vertrauen aufbauen, Unsicherheit ausnutzen, Autorität vorspielen. Oft verweisen sie auch auf „die Frau Wagenknecht“, die angeblich auch investiert habe – natürlich alles gefälscht.
Wenn der Betroffene interessiert wirkt, geht es schnell weiter. Die „Berater“ drängen dazu, gemeinsam eine Wallet oder Trading-Plattform einzurichten. Dafür bitten sie um:
den Download einer Remote-Zugriffssoftware, z. B. AnyDesk, TeamViewer oder UltraViewer
die Weitergabe von Kreditkartendaten, IBAN oder sogar eines Ausweisdokuments („KYC-Verfahren“ wird vorgetäuscht)
eine erste „Mindestinvestition“ von 250 bis 500 Euro, angeblich als Einstieg
In Wahrheit wird dadurch der gesamte PC oder das Smartphone ferngesteuert – die Scammer sehen alles mit und können Passwörter, TANs, Bankzugänge und Wallet-Infos abgreifen. Manche Opfer sehen sogar Live-„Gewinne“ auf einer gefälschten Handelsplattform, die aber in Wirklichkeit nur eine animierte Webseite ist.
👉 Und dann?
Du wirst ermutigt, „nachzulegen“, weil du ja angeblich schon im Plus bist.
Wenn du aussteigen willst, wird dir gesagt: „Nur mit weiterer Einzahlung können Sie auszahlen.“
Oder du hörst einfach nichts mehr – und das Geld ist weg.
Viele Betroffene verlieren vier- bis fünfstellige Beträge, bevor sie merken, dass es keine echte Plattform gab.
Wenn man von außen draufschaut, denkt man vielleicht: „Wie kann man da nur drauf reinfallen?“ – aber genau das ist die gefährliche Denkfalle. Diese Masche zielt nicht auf Dummheit, sondern auf ganz menschliche Schwächen wie Vertrauen, Hoffnung, Orientierungslosigkeit und fehlende digitale Erfahrung.
Viele Betrugsopfer sind 50+ oder älter, nutzen das Internet zwar regelmäßig, aber nicht tiefgreifend. Sie wissen, dass Kryptowährungen „im Kommen“ sind, haben aber keine klaren Referenzpunkte, um seriöse von unseriösen Angeboten zu unterscheiden. Wenn dann eine scheinbar vertrauenswürdige Quelle wie Bild.de, Markus Lanz oder ein seriöser Werbeclip mit Promi auftaucht – dann fühlt sich das für viele echt an.
Dazu kommt: Diese Generation ist noch mit klassischem Telefonvertrauen aufgewachsen. Wer anruft und höflich ist, meint es gut – so der Grundgedanke. Viele wurden so sozialisiert: „Wenn jemand sich Zeit nimmt, dir etwas zu erklären, dann ist das ein Zeichen von Seriosität.“
Die Krypto-Betrüger nutzen gezielt:
Autorität: „Unsere Plattform wurde schon von Sahra Wagenknecht empfohlen.“
Verknappung: „Das Angebot gilt nur noch heute – morgen ist die Chance vorbei.“
Vertrautheit: „Ich bin nur hier, um Ihnen zu helfen – Sie müssen nichts allein machen.“
Stressreduktion: „Wir richten alles gemeinsam ein – ganz unkompliziert.“
Diese Mischung sorgt dafür, dass sich viele Menschen sicher fühlen – obwohl sie gerade in eine Falle tappen.
Ich kenne auch IT-Nutzer mit technischem Verständnis, die in diese Masche geraten sind. Warum? Weil die Betrüger keine dummen Glücksritter mehr sind – sondern psychologisch geschulte Callcenter-Teams mit KI-Unterstützung und oft sogar Coaching im Hintergrund.
Man wird nicht überrumpelt, sondern systematisch hineingezogen:
Zuerst ein Video. Dann ein Anruf. Dann ein Login. Und ehe man’s merkt, hat man Geld überwiesen – oder seinen PC freigegeben.
Viele Menschen merken erst Tage später, was passiert ist. Und dann kommt die Scham.
Sie erzählen es niemandem, nicht mal der eigenen Familie – aus Angst, ausgelacht oder verurteilt zu werden.
➡ Genau das nutzen die Betrüger aus. Sie arbeiten im Verborgenen, geschützt durch Scham und Unwissen.
So simpel – und doch so entscheidend. Wenn du beim Scrollen durch Instagram, YouTube oder eine Nachrichtenseite auf eine Anzeige stößt wie:
„Sahra Wagenknecht verrät ihr Krypto-Geheimnis!“
„TV-Moderator wird unterbrochen – Politikerin spricht Klartext über Bitcoin“
„Jetzt investieren – 97 % Gewinnchance – nur heute!“
…dann: Nicht klicken.
Diese Anzeigen wirken professionell, sind aber oft Teil internationaler Scam-Netzwerke. Schon der Klick kann dich auf eine Seite führen, die Daten abgreift oder dich auf die Rückrufliste bringt.
Tipp:
Vermeide es, persönliche Daten (Name, Telefonnummer, E-Mail) in Formulare auf dubiosen Seiten einzutragen – selbst wenn die Seite aussieht wie „n-tv“, „Bild“ oder „Focus“.
Ein verpasster Anruf mit Vorwahl +48 (Polen) oder +420 (Tschechien)?
Nicht zurückrufen – auch wenn es seriös aussieht oder dich neugierig macht.
Die Masche funktioniert so:
Du wirst angeklingelt – meist nur kurz (Ping-Anruf)
Wenn du zurückrufst, wirst du entweder direkt in ein Callcenter geleitet oder auf eine teure Rufnummer gelenkt
Rückruf = Interesse = Freigabe für noch mehr Anrufe
Merke dir:
Seriöse Firmen rufen nicht unangekündigt aus dem Ausland an, wenn du keinen Kontakt zu ihnen hattest. Und Paketdienste nutzen keine tschechischen oder polnischen Nummern für deutsche Lieferungen.
Wenn du verdächtige Anrufe bekommst:
Nummer in der Anrufliste lange gedrückt halten → blockieren
Optional: auch als Spam markieren, wenn dein Handy das anbietet
Die meisten Handys erkennen Spam-Anrufe nicht automatisch – aber mit den richtigen Apps kannst du dich besser schützen:
Für Android:
Should I Answer?
Zeigt dir sofort, ob eine Nummer gefährlich ist – dank Community-Bewertungen. Blockiert bekannte Scam-Nummern direkt.
Truecaller
Erkennt Telefonnummern weltweit, blendet Namen ein und blockiert Spam-Anrufe.
Für iPhone:
Hiya
Arbeitet wie ein Filter für verdächtige Nummern. Kann Anrufe direkt blockieren oder stummschalten.
Anruferkennung aktivieren:
In den iOS-Einstellungen unter „Telefon“ → „Unbekannte Anrufer stummschalten“ aktivieren.
⚠️ Wichtig: Diese Apps brauchen gewisse Zugriffsrechte, also nutze nur seriöse Anbieter mit guten Bewertungen.
Wenn du Eltern, Großeltern oder Bekannte hast, die nicht so internetaffin sind:
Nimm dir bewusst Zeit, um ihnen zu erklären, wie diese Betrüger arbeiten – ohne Angst zu machen, aber mit klaren Beispielen.
Sag zum Beispiel:
„Wenn jemand dich zu Bitcoin überreden will oder auf deinen Computer zugreifen möchte: bitte direkt auflegen und mir Bescheid geben.“
Krypto-Betrug am Telefon gehört 2025 zu den gefährlichsten Betrugsformen überhaupt – vor allem, wenn er mit gefälschten Promi-Empfehlungen kombiniert wird. Namen wie Sahra Wagenknecht, Elon Musk oder Markus Lanz werden missbräuchlich genutzt, um Vertrauen aufzubauen – mit täuschend echten Deepfakes, manipulierten Artikeln oder gesponserten Fake-Videos.
Die Betrüger arbeiten heute hochprofessionell:
Sie verwenden KI-generierte Stimmen, überzeugende Fake-Webseiten und sprechen am Telefon mit dem Tonfall echter Finanzberater. Ihr Ziel ist immer dasselbe: Zugang zu deinem Geld, deinen Daten oder deinem Gerät.
Doch du bist nicht machtlos.
Mit Aufklärung, technischem Schutz und gesunder Skepsis kannst du dich und deine Familie effektiv schützen – auch ohne technisches Vorwissen.
➡ Wissen ist deine stärkste Waffe.
Je besser du die Methoden der Abzocker verstehst, desto schneller erkennst du sie – und desto eher kannst du andere davor bewahren.
Organal Artikel zum nachlesen auf Correctiv:
https://correctiv.org/faktencheck/2024/10/25/nein-die-bundesbank-verklagt-sahra-wagenknecht-nicht-bild-artikel-ist-gefaelscht/
Das könnte dich auch interessieren:
Die größten Risiken bei Krypto-Investments – und wie du clever dagegen steuerst
Krypto-Keys sicher speichern: 3 Passwort-Manager im Sicherheitsvergleich
Krypto-Wallets für Gamer: So schützt du deine digitalen Assets